(Frankreich, 106 Minuten/ Start in Deutschland: 12. 06. 2025)
Einer der wenigen Spielfilme in der Geschichte des Kinos, der das Etikett Meisterwerk verdient. – Vordergründig wird eine Liebesgeschichte erzählt, ungewöhnlich nur dadurch, dass zwei ältere Menschen im Zentrum stehen, Rosa (Ariane Ascaride), Krankenschwester kurz vorm Ruhestand, und Henry (Jean-Pierre Darroussin), Ex-Buchhändler, der sich bereits aus dem Berufsleben zurückgezogen hat. Es bezaubert allein schon, mit welcher Zartheit Autor und Regisseur Robert Guédiguian davon erzählt, wie sensibel seine zwei Hauptdarsteller agieren.
Wobei: tatsächliche Hauptdarstellerin des Films ist Guédiguians Heimatstadt Marseille. Zentrum allen Geschehens: die Schilderung des Alltags der sogenannten kleinen Leute. Schreckliches hat dabei eine besondere Bedeutung: Im November 2018 stürzten in Marseilles Altstadt, es ist wirklich passiert, zwei baufällige Häuser ein. Es gab Tote. Bis heute unternehmen die politisch Verantwortlichen zu wenig. Laut Experten gelten in der Hafenstadt am Mittelmeer unzählige Häuser und damit Wohnungen als gefährlich. Große Teile der Bevölkerung engagieren sich. In dieser Geschichte ist Rosa ganz vorn mit dabei.
Überaus geschickt sind Privates und Politisches ineinander verwoben. Nie wirkt das vordergründig. Die Episoden um Rosa und Henry und einige andere spiegeln deutlich die Kraft, die im gesellschaftlichen Alltag allein durch Gemeinsamkeit entstehen kann. Gezeigt werden aber ebenso die daraus möglicherweise resultierenden Probleme im täglichen Dasein.
Erzählt mit Gelassenheit, oft in einem Plauderton, zieht einen das Geschehen geradezu magisch an. Man fühlt sich rasch an der Seite der Protagonisten, bangt mit ihnen mit, teilt ihre Hoffnungen. Der Gefahr in den Ton einer kitschigen Sozialschmonzette abzurutschen, entgeht der Film völlig. Davor bewahrt ihn die spürbare Menschenliebe Robert Guédiguians – ungekünstelt und fern von falschem Pathos.