(Italien, Großbritannien, 133 Minuten/ Start in Deutschland: 19. 06. 2025)
Unterhaltsamer Kintopp mit Zwischentönen. – Die Akteure wuppen’s. Was rasch zu einem oberflächlichen Hau-drauf-Spektakel hätte geraten können, hat vor allem dank schauspielerischen Könnens Tiefgang. Auch die Inszenierung, die nicht allein auf grobe Effekte setzt, hat ihren Anteil am Vergnügen.
Die Story baut auf Friedrich Schillers 1804 uraufgeführtes Drama. Der deutsche Dichter hat ihm bekannte Geschichten und Anekdoten gerafft und gebündelt und den Deutschschweizer Wilhelm Tell zur Legendenfigur erhoben. Den hat es laut bisherigen historischen Forschungen wohl nie gegeben. Dennoch taugt er den heutigen Eidgenossen wunderbar als Nationalheld. Was der Film nicht ankratzt. Dessen Story schert sich nicht um Wahrheitsgehalt. Gefeiert wird schönstes Heldentum. Was funktioniert, weil der britische Drehbuchautor und Regisseur Nick Hamm dabei klug auf Zwischentöne setzt.
Die Titelfigur ist kein Bilderbuch-Supermann. Der Däne Claes Bang hat ihm die Aura eines Grüblers verliehen. Wenn’s sein muss, schießt und prügelt er. Doch wenn möglich, setzt er auf Nachdenken, Argumentieren, Verhandeln. Vorgestellt wird er als einstiger Kreuzritter. Aus dem Morgenland hat er seine Frau Suna mitgebracht, die seinem Teenager-Sohn aus einer früheren Verbindung eine gute Mutter ist. Sie wird von Golshifteh Farahani als warmherzige, intelligente und auch kampflustige Frau charakterisiert, an deren Seite wohl jede und jeder gern für das Gute eintritt. Neben ihnen agiert der Brite Connor Swindell als Oberschurke. Auch er zieht mit mehrdeutigem Spiel in den Bann.
Wie in fast jedem Märchen gibt’s am Ende eine handfeste Moral. Sie beschränkt sich hier nicht auf ein simples „Einigkeit macht stark“, sondern fokussiert darauf, dass Einigkeit nur zu erzielen ist, wenn dumme Grenzen des Denkens, der Kultur, der Religion eingerissen werden. Wilhem Tell hätte wohl auch heutzutage einiges zu tun.