„The Ballad of Wallis Island“

(Großbritannien/ 99 Minuten/ Start in Deutschland: 10. 07. 2025)

Ein Kino-Kleinod, dass wirkungsvoll zwischen Lachen und Weinen balanciert. – Die Reihe hintergründiger Komödien aus Großbritannien ist lang. Sie wird nun fortgesetzt. Es begeistern charismatische Charaktere, eine gefühlvolle, aber nicht kitschige Story, skurrile Situation, großartiges Schauspiel. Kurz: Geboten wird Vergnügen mit Tiefsinn.

   Wer eine Botschaft mag, findet sie. Der Film plädiert angenehm leise für ein menschliches Miteinander, gegenseitige Achtung, das Recht auf Individualität. Was an sich nicht sonderlich originell ist. Das ist die Intensität, mit der es geschieht.

   Die zwei Hauptdarsteller, Tom Basden und Tim Key, in England bekannt als Mitglieder des Comedy-Quartetts „Cowards“, haben das Drehbuch geschrieben. Es basiert auf einer Idee, die sie bereits vor fast zwei Jahrzehnten für einen Kurzfilm genutzt haben: Ein nicht mehr ganz so erfolgreicher Musiker wird mit einem extrem hohen Honorar von einem exzentrischen Fan auf eine abgelegene Insel gelockt. In der Folge denkt der Künstler über sich, die Kunst, das Geld und andere Wichtigkeiten nach. Wie beim 25-Minüter 2007 hat der britische TV-Routinier James Griffiths inszeniert. Und das sehr geschickt! Erstmal führt er das Publikum aufs Glatteis. Alles deutet auf eine schrille Klamotte hin: Folk-Musiker Herb McGwyer (Tom Basden) wird von seinem Fan Charles Heath (Tim Key) auf die walisische Insel Wallis Island gelockt. Herb McGwyers Ruhm stammt aus der Zeit, da er an der Seite seiner Geliebten Nell Mortimer (Carey Mulligan) im Duo Mortimer-McGwyer begeisterte. Das war einmal. Die Liebe hat sich verflüchtigt – und damit auch die Zusammenarbeit. Doch Charles Heath ist geradezu besessen von der Idee zu sein, das Paar wieder zusammen zu bringen. Also hat er, was Herb McGwyer nicht ahnt, er Nell Mortimer engagiert …

  Lässt sich ein verlorenes Glück wiederfinden? Nicht jede und jeder mag teilen, wie der Film die Frage beantwortet. Dennoch werden viele davon angeregt werden, ein wenig über sich selbst nachzudenken. Das gelingt, weil der Ton der Filmerzählung mit Fortschreiten des Geschehens immer verhaltener wird. Sehr wirkungsvoll!

   Tom Basden und Tim Key agieren meist ein wenig vordergründig, setzen auf Pointen. Carey Mulligan agiert anders – und wird damit zum Star des Films, obwohl ihre Rolle nicht die größte ist. Sie porträtiert Nell Mortimer als eine in sich ruhende Frau. Der Abschied von der Kunst hat bei ihr offenbar keine Wunden hinterlassen. Sie hat für sich genau das gefunden, was in der Folk-Music so gern besungen wird, nämlich ein bescheidenes, naturverbundenes Leben. Carey Mulligan spiegelt das Innere und die Haltung der Figur in kleinen Gesten, mit leiser Mimik. Sie braucht keine ausufernden Dialoge, nicht eine grelle Szene. Ein Lächeln oder ein Blick sagen oft genug. Wohl viele im Parkett werden sich (wieder einmal) in die Schauspielerin verlieben.

   Klar: Musik spielt eine wichtige Rolle. Die eingängigen, gedankenreichen Songs stammen von Tom Basden. Erfreulicherweise wird jedoch kein Nummernprogramm abgespult. Wenn gesungen wird, dann dient das vor allem der Erkundung von Seelenzuständen und Stimmungen. Angenehm beiläufig wird dabei deutlich, welchen Wert Musik, Kunst an sich, für die Menschen haben kann, insbesondere deren Herzensbildung. Das gibt der Geschichte von den Möglichkeiten und Grenzen, wieweit persönliche Erfahrungen aus der Vergangenheit in der Gegenwart nützlich sein können oder eben auch nicht, eine geradezu wohlige Grundstimmung.

Schreibe einen Kommentar