(Schweiz, Deutschland/ 99 Minuten/ Start in Deutschland: 30. 10. 2025)
Spannend und vielschichtig. – Wer bei Romanverfilmungen Eins-zu-Eins-Übertragungen auf die Leiwand erwartet, wird enttäuscht werden. Regisseur Stefan Haupt hat sich viele Freiheiten genommen – und für alle, denen im Kino die Filmkunst das Wichtigste ist, einen bezwingend klugen Spielfilm geschaffen. Der Gehalt des Buches, die Schwierigkeit, sich selbst anzuerkennen, ja, überhaupt erst einmal zu entdecken, ist dabei exzellent erhalten geblieben.
Nahezu unzählige Schriften haben sich mit Max Frischs 1954 herausgekommenem Roman befasst, haben gedeutet und gedeutelt, haben viele kluge und manch klugscheißerischen Gedanken aufgetischt. Zum Glück schert sich der Film nicht darum. Er erzählt eine aufregende Geschichte um einen rätselhaften Mann, der nicht er selbst sein will – und bei dem sich viele nicht sicher sind, ob er der ist, für den sie ihn halten. Albrecht Schuch verkörpert ihn mit energiegeladener Lakonie. Oft wirkt er wie ein in einem unsichtbaren Käfig gefangen gehaltenes Tier, dann wieder wie ein eiskalter Zyniker. Man kann sich ihm nicht entziehen. Sven Schelker spielt die Titelfigur in Rückblenden in jüngeren Jahren. Auch er: exzellent. (Viele dürften gar nicht merken, dass hier zwei Schauspieler agieren, so genau sind die Darstellungen aufeinander abgestimmt.) Daneben prägen sich Stefan Kurt, Paula Beer und Marie Leuenberger in wichtigen Nebenrollen ein. Jede und jeder zeigt starke Präsenz, niemand spielt sich in den Vordergrund. Zu erleben ist beste Ensemblearbeit.
Die allen Firlefanz vermeidende Inszenierung setzt auf Thrill und psychologische Tiefe. Dem Publikum werden einige Angebote zum Nachdenken gemacht. Das ist nie vordergründig. Und – entscheidend! – es wird in keinem Moment banal.