„Monsieur Aznavour“

(Frankreich, 133 Minuten/ Start in Deutschland: 22. 05. 2025)

Noch ein Biopic, aber keine Dutzendware. – Nein, ein cineastisches Meisterwerk ist nicht zu bestaunen. Geboten wird aber auch keine oberflächliche Sensationshascherei. Zu erleben ist ein Spielfilm, der sich der Titelfigur – formal elegant – mit Hochachtung, Respekt und Verehrung nähert. Anregende Kino-Kost.

2018 ist Charles Aznavour 94-jährig verstorben. Noch immer jedoch dürfte er einer der weltweit bekanntesten Chansonniers sein. Mehr als zweihundert Millionen rund um den Globus verkaufte Tonträger, unzählige Tourneen und insbesondere sein unverwechselbarer Gesangsstil haben seinen Ruhm gefestigt. Die rauchige Stimme und die emotionale Intensität seiner Vortragskunst faszinieren ungebrochen. Dieser Spielfilm begnügt sich nicht damit, das zu feiern. Er betrachtet den Kampf um den Erfolg, die Mühen, die eigene Persönlichkeit und damit einen unverwechselbaren künstlerischen Stil zu finden und zu halten.

   Der Film ist eine Hommage. Geehrt wird die Beharrlichkeit eines Menschen, sich treu zu bleiben. Der Sohn armenischer Einwanderer ist im Paris der 1920er- und 1930er-Jahre in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Schon als Kind sehnt er sich nach Bühnenruhm. Der Weg dorthin ist lang und kompliziert. Édith Piaf (Marie-Julie Baup) kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die kapriziöse Diva hat den jungen aufstrebenden Sänger privat und künstlerisch enorm geprägt. So sind denn auch die in den 1940er-Jahren spielenden Szenen besonders spannend.

   Tahar Rahim, der die Titelfigur als Jugendlichen und Erwachsenen verkörpert, überzeugt mit Sensibilität. Fern von falschem Pathos zeigt er den Kampf zwischen Anpassung und Selbstverwirklichung. Vieles – wie der Drogentod des Sohnes, das politische Engagement, die Suche nach erfüllter Liebe mit einer Frau – wird vom Autoren- und Regie-Duo Mehdi Idir und Grand Corps Malade nur angerissen. Gen Ende hat das gar was von Abhaken. Schade. Man bleibt trotzdem gern dran. Denn allein die vielen Lieder, die zu hören sind, begeistern. Es sind durchweg Originalaufnahmen. Tahar Ramin hat nicht versucht, die Legende stimmlich zu kopieren. Das hätte wohl auch nur schief gehen können. Er fesselt als Interpret eines komplizierten Charakters. Dank des schauspielerischen Könnens von Tahar Rahim glaubt man tatsächlich, ein wenig über den Menschen Charles Aznavour zu erfahren. Eine Illusion? Wahrscheinlich. Eine schöne. Man verlässt das Kino beschwingt.

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