Zwei Frauen, ein Zufall und viel Atmosphäre. – Erneut erkundet Erfolgsregisseur Christian Petzold die Schwierigkeit von Menschen, sich anderen gegenüber zu öffnen. Dieses Mal nutzt er eine Geschichte um zwei Frauen: Laura (Paula Beer) und Betty (Barbara Auer). Letztere könnte die Mutter der ersten sein. Die Jüngere meint, sie sei Tod am Unfalltod ihres Freundes. Unter Schock stehend, möchte sie von den Sanitätern nicht in ein Krankenhaus gebracht werden. Sie bittet die ihr unbekannte Betty, die in der Nähe des schrecklichen Geschehens wohnt, sie aufzunehmen. Was diese tut. Fern von ihrem gewohnten Alltag findet Laura in dem irgendwo auf dem Land liegenden Haus mit Garten bald Ruhe, sogar so etwas wie Geborgenheit. Doch irgendetwas stimmt nicht. Die Atmosphäre mutet mehr und mehr unheilschwanger an …
Der Titel des Films, „Miroirs No. 3, spielt auf das entsprechende Musikstück von Komponist Maurice Ravels an. Untertitel: „Eine Barke auf dem Ozean“. Das darf man als deutlichen Hinweis auf den jeweiligen Gemütszustand der zwei Protagonistinnen deuten. Christian Petzold hat das Drehbuch selbst geschrieben. Er hat das Psychogramm mit ein bisschen Krimispannung und ein ganzklein bisschen Horror-Elementen gewürzt. Die meisten Dialoge sind knapp. Gen Ende wird es ein wenig zu eindeutig, wird zu viel aufgeklärt.
Paula Beer und Barbara Auer sind ein gutes Duo. Auer agiert mit atemberaubender Souveränität. Mit beredtem Schweigen, Blicken, die ins Leere gehen, und einer meist bemüht anmutenden Heiterkeit zeichnet sie aufregendes Frauenporträt. Sie lässt offen, ob Betty je so etwas wie ein persönliches Glück finden wird. Jedes Lächeln von ihr erzählt von Flucht vor sich selbst, nie vom Ankommen in einem sicheren Hafen. – Wer leise, vieldeutige Geschichten mag, wird bestens bedient.