(Deutschland/ 113 Minuten/ Start in Deutschland: 11. 12. 2025)
Herrlich überdreht – und dabei nicht ohne Tiefgang. – Wolfgang Beckers „Good Bye, Lenin!“ gilt weithin als d e r deutsche Kino-Spielfilm zum Mauerfall. Darüber lässt sich streiten, nicht über den Erfolg der Klamotte. Die Zuschauer strömten in Scharen. Was Beckers nun letztem Film (er starb im Vorjahr 70-jährig kurz nach Ende der Dreharbeiten) ebenfalls zu wünschen ist. Seine erneute Auseinandersetzung mit der Ost-West-Vergangenheit ist weniger überdreht und hat dafür mehr Tiefgang als das vor 22 Jahren der Fall war.
Der Film basiert auf dem 2022 herausgekommenen satirischen Roman gleichen Titels von Maxim Leo. Im Zentrum steht ein Berliner Videotheken-Betreiber, der im Vorfeld des 30. Jahrestags von Mauerfall und damit dem Ende der deutschen Teilung unverdient zum Helden stilisiert wird. Angeblich hat er 1984 dafür gesorgt, dass eine Ost-Berliner S-Bahn mit 127 Passagieren versehentlich in den Westteil der Stadt fuhr. Micha Hartung lässt sich auf die Hochstapelei ein, denn er verdient gut dran und obendrein wird sein Ego gestärkt. Doch das geht erwartungsgemäß nicht gut. Bekanntlich haben Lügen kurze Beine …
Der Film (fertiggestellt von Wolfgang Beckers Freund Achim von Borries) hat nicht den Biss des Schelmenromans. Die Betrachtungen zu Geschichtsverständnis und Geschichtsverfälschung sowie zur (Un-)Zuverlässigkeit von Erinnerungen fallen weniger scharf aus. Doch weil die Komik nicht auf Schenkelklopf-Niveau abrutscht, bleibt einem so mancher Lacher im Halse stecken – und die kleinen grauen Zellen werden angekurbelt. Wobei der Blick geschickt aufs Heute gelenkt wird, darauf, wie gefährlich es sein kann, blindlings irgendwelchen Demagogen zu folgen.
Charly Hübner als Micha ist schlichtweg großartig. Ihm gelingt das Kunststück, dass einem eine alles andere als durchweg sympathische Triefnase ans Herz wächst. Schon allein seinetwegen: sehenswert!