„Rust – Legende des Westens“

(USA, 139 Minuten/ Start in Deutschland: 01. 05. 2025)

Psychologie statt Romantik: Der Wilde Westen wird entzaubert. – Bemerkenswert an diesem Western fern üblicher Klischee-Aneinanderreihungen ist vor allem die Leistung des jetzt 16-jährigen Patrick Scott McDermott. Schon vor diesem Film sammelte er Erfahrungen auf Broadway-Bühnen und vor Fernsehkameras. Der Nachwuchsschauspieler, beim Dreh dieses Films um die dreizehn Jahre jung, begeistert mit großer Wandlungsfähigkeit. Mal kindlich anmutend, naiv, wirkt er gleich darauf verblüffend erwachsen, ja, weise, eben noch überaus kantig, nimmt er im nächsten Augenblick mit leiser Sensibilität gefangen. Patrick Scott McDermott hat zweifellos das Zeug zum Star. Man kann ihm nur gute Rollen und damit weitreichende Entwicklungsmöglichkeiten wünschen.

   Hier nun fesselt er als Lucas. Dem Teenager, grad mal dreizehn, passiert in den 1880er Jahren Grausames: Versehentlich tötet er einen Mann. Vor Gericht wird der Junge als Mörder verurteilt und soll am Galgen enden. Doch überraschenderweise rettet ihn ein Unbekannter (Alec Baldwin). Warum? Was will dieser weithin als grausamer Verbrecher bekannte Harlan Rust von dem Jungen? Wird es dem seltsamen Paar gelingen, nach Mexiko zu fliehen? Enden sie in den Fängen eines gewissenlosen Kopfgeldjägers? Wird der ihnen nachjagende Marschall sie einsperren?

   Erstmal sieht es danach aus, als bediene Drehbuchautor und Regisseur Joel Souza routiniert althergebrachte Spannungsmuster. Macht er. Auch. Vor allem aber setzt er auf ausgefeilte Charakterporträts. Darüber werden die seit Jahrzehnten gepflegten Wild-West-Klischees effektvoll ad absurdum geführt. Vom verlogenen Mythos des angeblich starken weißen Mannes bleibt wirklich gar nichts übrig. Das ist so bemerkenswert wie vergnüglich.    Getrübt wird alles Vergnügen durch den Umstand, dass sich während der Dreharbeiten ein tragischer Unglücksfall ereignet hat: Kamerafrau Halyna Hutchins kam im Herbst 2021 ums Leben. Weltweit hat die Presse darüber berichtet, auch über die polizeilichen Untersuchungen und die gerichtlichen Entscheidungen. Es ist öffentlich nicht bekannt, was wirklich geschah, wieso Alec Baldwin eine scharf geladene Waffe in der Hand hielt. – Im Kino sitzend wird der Blick auf den Film immer wieder durch Gedanken an die schrecklichen Ereignisse getrübt, auch und gerade, weil einen die Story mit einem Unglücksschuss als Auslöser der Story geradezu dazu antreibt. Es ist also kaum möglich, „Rust“ unvoreingenommen anzunehmen. Leider.

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